Hegegemeinschaften aus dem Altkreis Wetzlar Retten 300 Rehkitze vor dem sicheren Tod
Warum ist die Rehkitzrettung so wichtig?
Rehkitze besitzen einen sogenannten Drückinstinkt, d.h. bei Gefahr drückt sich das Rehkitz fest auf den Boden, anstatt wegzulaufen. So verharrt das Rehkitz regungslos, bis die vermeidliche Gefahr vorüber ist. Der Fluchtinstinkt setzt bei den Rehkitzen frühestens nach der zweiten Lebenswoche ein.
Kann jeder die Rehkitzrettung betreiben?
Nein. Verantwortlich für den Wildbestand in einem Revier ist der örtliche Jäger, der örtliche Jagdausübungsberechtigte. Er muss vor jeder Rehkitzrettungsaktion informiert werden.
Im Idealfall läuft dies immer im Team und in Absprache mit dem Landwirt ab.
Landwirte, die vorsätzlich gegen diese Pflicht verstoßen, wurden bereits strafrechtlich mit Geld -und Bewährungsstrafen belangt.
Das Berühren oder Streicheln von Rehkitzen ist auch dringend zu unterlassen, Rehkitze haben nur eine sehr geringe Witterung, weshalb selbst Jagdhunde sie kaum aufspüren können. Berührt man die Rehkitze ohne entsprechenden Schutz, nimmt es die menschliche Witterung an. Dies führt dazu, dass die Ricke das Kitz nicht mehr annimmt und es dem Tode geweiht ist.
Aufgrund einer staatlichen Förderung des Landwirtschaftsministeriums zur Anschaffung von Drohnen mit Wärmebildkameras, hat der Jagdverein Kreis Wetzlar im Jahr 2021 zwei Drohnen zur Jungwildrettung angeschafft. Daraufhin wurden in den Hegegemeinschaften Teams gebildet, um die Rehkitzrettung zu koordinieren.
Die Teams wurden vom Jagdverein beim Erlangen des Pilotenscheins, der zum Fliegen der Drohnen benötigt wird, durch Übungsstunden an den Drohnen unterstützt. Dieser wird vom Luftfahrt-Bundesamt gefordert.
Im Jahr 2022 wurden direkt die ersten erfolgreichen Rehkitzrettungen im Altkreis Wetzlar durchgeführt. Im Sinne des Tierschutzes – also bereits da – ein voller Erfolg.
In diesem Jahr standen nun schon sieben Rehkitzrettungsteams im Altkreis Wetzlar zur Verfügung. Im Nord- und Südkreis des Altkreises Wetzlar wurden bereits eigene Drohnen angeschafft. Mit Beginn der Mahd im April war es dann wieder so weit, unsere Rehkitzrettungsteams rückten morgens ab 05:00 Uhr aus um Rehkitze und andere Wildjungtiere zu retten. Die Rehkitzrettung dauert bis Mitte Juni an.
Es wurden von den Rehkitzrettungsteams insgesamt 1400 ha Revierfläche abgeflogen.
Dabei wurden ca. 300 Rehkitze, 60 Hasen, ein Rotwildkalb, zwei Kessel mit Sauen und ein Gelege mit Hühnern gerettet. Eine großartige und beeindruckende Zahl an Wildjungtieren.
Unserer Erfahrung nach ist es zwingend notwendig, dass direkt nach dem Abfliegen und der Rehkitzrettung gemäht wird. Dank der Pionierarbeit des Jagdvereins Kreis Wetzlar im Bereich Jungwildrettung, haben sich bereits mehrere Jagdgenossenschaften dazu entschlossen, eigene Drohnen anzuschaffen. Diese positive Entwicklung führt zur nachhaltigen Stärkung des Tierschutzes. Dies begrüßen wir sehr.
Abschließend können wir uns nur nocheinmal bei allen Beteiligten für Ihren großartigen Einsatz bedanken und hoffen auch in Zukunft auf eine rege Beteiligung bei der Rehkitzrettung.
Die Jagd ist gelebter Natur und Tierschutz.